Obsolescence-Management durch den EMS (Electronics Manufacturing Services)

»Es lohnt sich, schon im Design-in-Prozess mit dem Obsolescence-Management zu beginnen«

23. Juni 2010, 15:14 Uhr | Karin Zühlke
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Wie werden die Bauelemente bewertet?

Reicht es nicht, die Obsolescence-Daten beim Hersteller oder Distributor zu erfragen? »Nein«, meint Ermel. »Der EMS kann die Situation unabhängiger einschätzen als der Lieferant, denn wir gehen den Weg aus Kundensicht. Wenn Sie beispielsweise beim Distributor eine Langzeitverfügbarkeit anfragen, dann kann es passieren, dass Sie vom Distributor eine andere Einschätzung erhalten als vom Hersteller.« Die Kunst des Obsolescence-Managements besteht nicht zuletzt darin, diese unterschiedlichen Aussagen zu bewerten. Der Informationsfluss sei dabei kein Problem, bestätigt Ermel: »Entgegen der weit verbreiteten Meinung, die Hersteller seien nicht zur Herausgabe der Informationen bereit, machen wir hier sehr positive Erfahrungen.« Für jedes einzelne Bauteil wird eine einzelne Bewertung durchgeführt.

Diese erfolgt in fünf Schritten, um Unsicherheiten möglichst gering zu halten. »Wir binden Distributoren bzw. Lieferanten und Hersteller in den Prozess der Datenerhebung mit ein«, erklärt Ermel. Beide bewerten und beschreiben das Produkt. Als Beurteilungsgrundlage dient die internationale Norm »EIA 724 - Product Life Cycle Data Model«. »Je mehr Quellen - Hersteller oder Lieferanten - für ein Material in Frage kommen und an der Beurteilung partizipieren, umso aussagekräftiger wird die Bewertung.« Diese Informationen prüft TQ anhand von Produktdatenblättern und Produktwebsites und recherchiert Abweichungen nach: »Sind die Auskünfte von Hersteller und Distributor identisch und plausibel, generieren wir unsere Kenngrößen auf dieser Basis, bei Abweichungen konsultieren wir die entsprechenden Lieferanten erneut.

Auf diese Weise wollen wir strategisch motivierte Bewertungen ausschließen«, führt Ermel aus. Bevor diese Kenndaten jedoch ins firmeninterne ERP-System gelangen, prüft der EMS-Dienstleister anhand einer Online-Recherche, ob das Bauteil sofort verfügbar ist. Ermel: »Wenn wir bei dieser Recherche einen Widerspruch bei den Kenngrößen feststellen, geht die Prüfung wieder zurück zu Schritt 1.« Passen die Angaben, werden die generierten Kenngrößen und zusätzliche Informationen wie Ansprechpartner, Bearbeiter, Lagerbestände und Recherchegrundlagen ins ERP-System eingepflegt. »Schlussendlich ermitteln wir, wie eingangs bereits erwähnt, auf Basis eines Prognose-Algorithmus ein Abkündigungsdatum.« Eine Garantie, dass genau zu diesem Stichtag eine Abkündigung eintritt, kann zwar keine Prognose geben, aber zumindest bietet sie einen soliden Anhaltspunkt.


  1. »Es lohnt sich, schon im Design-in-Prozess mit dem Obsolescence-Management zu beginnen«
  2. Wie werden die Bauelemente bewertet?
  3. Ist Langzeitlagerung oder Re-Design eine Alternative?

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